Flughafen Tempelhof

Samstag, 27. Mai 2017 13:22

Da die Berliner Flughäfen auch in 2017 noch neue Nachrichten produzieren, habe ich hier drei Posts aus 2009, 2012 und 2014 über die Flughäfen Tegel, Tempelhof, München Riem und New York zusammen gefasst und aktualisiert:

Epilog

In einem lesenswerten Artikel des Berliner Tagesspiegels wurde 2012 die Ideenlosigkeit beim Umgang mit der geplanten Nachnutzung des Flughafens Tegel bemängelt.

Der architektonische Meilenstein mit dem ab 1965 realisierten sechseckigen Terminal und den weltweit kürzesten Weg zwischen Taxi und Flugzeug war der Durchbruch für das Büro gmp. Die selben Architekten entwickelten 2012 ein städtebauliches Konzept für den Fall einer tatsächlichen Schliessung. Diese Planung war ohne Frage attraktiv. Zeitgemässe Begriffe wie „Zukunftstechnologie“, „Ökotechnik“ oder „Elektromobilität“ wurden gerne und reichlich verwendet und planerisch verarbeitet.

Ich gehe davon aus, dass der im Herbst 2017 terminierte Volksentscheid gegen die Schliessung diese Planung vollständig ausgehebeln wird und der Flughafen in Betrieb bleibt.

Mir persönlich würde gefallen, wenn dann die ursprüngliche Idee der Module - die sechseckige Wabe war natürlich als erweiterungsfähiges Modul für weitere Waben konzipiert - wieder aufgegriffen würde.

 

Aber das ist die vorläufig letzte Episode einer langen Geschichte, die ich wie folgt kurz zusammen fasse:

 

Vorgeschichte

+ Berlin soll ausserstädtisch einen neuen Flughafen bekommen, die beiden innerstädtischen Flughäfen sollen im Gegenzug geschlossen werden.

+ In einem Raumordnungsverfahren wird von drei Varianten (Jüterbog, Schönefled, Sperenberg) des Standort Sperenberg als der geeignetste ermittelt.

+ Die Politik setzt sich über diese Feststellung der Fachplaner hinweg und beschliesst den vorhandenen Standort Schönefeld zu erweitern.

+ Der Standort Tempelhof soll zuerst geschlossen werden.

+ Ein Volksentscheid gegen die Schliessung scheitert.

Der Standort Tegel soll nach Inbetriebnahme von Schönefeld geschlossen werden.

+ Ein Volksentscheid gegen diese Schliessung findet im Herbst 2017 statt.

 

Tempelhof nach der Schliessung

Mit Hilfe des Instruments Gartenschau wurde versucht die Fläche planerisch zu fassen. Die siegreiche Arbeit des Büros Gross.Max gehörte grafisch zum besten, was ich bis dahin gesehen hatte.

Es gab reichlich schöne Ideen. Aber aus meiner Sicht konnte die Aneinanderreihung guter Ideen der riesigen Fläche nicht gerecht werden. Überhaupt halte ich den Versuch dieser Aufgabe mit  landschaftsplanerischen Mitteln gerecht zu werden für nicht leistbar. Das darauf folgende städtebauliche Konzept mit einer Randbebauung im Norden Westen und Süden war in der Bevölkerung umstritten.

Die Konsequenz war ein weiterer Volksentscheid, der in ein Gesetz zur Bewahrung des Status Quo - also ohne Bebauung und ohne Freiflächengestaltung - zur Folge hatte. 

Bewertung

Aus meiner Sicht wurden in Tempelhof einige bedeutende Punkte übersehen:

+ Flughafengebäude und Flugfeld sind hinsichtlich Ihrer historischen Bedeutung weltweit herausragend.

+ Eine Freifläche mit dieser Dimension / diesem Kontext innerhalb eines Stadtzentrums ist weltweit einmalig.

+ Eine Freifläche mit dieser Dimension / diesem Kontext ist nicht mit herkömmlichen Instrumenten beplanbar.

+  Auf einer Freifläche mit dieser Dimension ist eine Ordnung der unterschiedlichen Nutzungen mittels Planung nicht erforderlich.

+ Planung kann auch dazu missbraucht werden Kontrolle auszuüben.

 

Sollte Tegel wie Tempelhof ebenfalls geschlossen werden, hätte Berlin mit der Schliessung gleich zweier innerstädtischer Flughäfen ohne Bürgerbeteiligung und ohne tragfähiges Konzept einer Nachnutzung ein weltweites Alleinstellungsmerkmal. 

Generell muss die Schliessung eines Flughafens - Tegel und Tempelhof sind hierfür nur Beispiele - genau überlegt und langfristig vorbereitet werden. Zum einen sind Gebäude und Infrastruktur hoch spezialisiert und nicht ohne Weiteres umnutzbar. Zum anderen müssen für mehrere 100 Hektar Flugfeld erst einmal tragfähige Nutzungen entwickelt werden. Das ist bei der Dimension dieser Aufgaben zwingend ein langfristiger Prozess.

 

Beispiel München Riem

Als Nachnutzung des ehemaligen Flughafens München Riem wurde auf dessen Flächen das neue Messegelände mit Gewerbeflächen und Wohnungsbau entwickelt.

Die wichtigsten Leitlinien waren:

+ Menschen, die in der Messestadt Riem leben, verfügen über ein hohes Mass an Lebensqualität.

+ Fast die Hälfte der 560 Hektar Fläche sind Landschaftspark und andere Grünflächen.

- Ökonomische Bedürfnisse und ökologische Anforderungen müssen in Einklang gebracht werden.

- Sämtliche Bereiche haben direkten Zugang zum Freiraum.

- Die Dachflächen grosser Gebäude - wie die Messehallen - produzieren Strom (6,6 Hektar Photovoltaik - Anlage).

 

Beispiel New York

Ein Flughafengebäude ist eine hoch spezialisierte Immobilie, deren Nachnutzung sich immer als schwierig gestalten wird. Bei Tempelhof kommt erschwerend hinzu, dass das Gebäude unter Denkmalschutz steht.

Eine annähernd vergleichbare Diskussion ist im Zusammenhang mit dem ehemaligen TWA - Terminal am J. F. Kennedy Aiport in New York geführt worden.

Es handelt sich im eine Stilikone des finnisch - amerikanischen Architekten Eero Saarinen. Die Gebäudeform ist den ausgebreiteten Flügeln eines Raubvogels nachempfunden.

Das Gebäude stand lange leer, sollte dann zweckentfremdet zu einem Konferenz - Zentrum umgebaut werden, und wird jetzt wieder, nach weltweiten Protesten - seiner ursprünglichen Bestimmung entsprechend - von der Fluggesellschaft Jet Blue genutzt.


Beispiel Tucson, Arizona

Aus meiner Sicht ist die beste Nachnutzung eines Flughafens der Erhalt des - im Zweifel auch reduzierten - Flugbetriebs.

Eine Nachnutzung, die ich mir für Tempelhof gewünscht hätte, wäre die Umwandlung von Gebäude und Flugfeld in ein Museum und Kompetenzzentrum für Fliegerei gewesen. Ein Beispiel hierfür ist das Pima Air & Space Museum in Tucson Arizona.