Flughafen Tegel

Samstag, 9. September 2017 12:01

In einem lesenswerten Artikel des Berliner Tagesspiegels wurde 2012 die Ideenlosigkeit beim Umgang mit der geplanten Nachnutzung des Flughafens Tegel bemängelt.

Der architektonische Meilenstein mit dem ab 1965 realisierten sechseckigen Terminal und den weltweit kürzesten Weg zwischen Taxi und Flugzeug war der Durchbruch für das Büro gmp (Gerkan Marg und Partner). Die müssem Sechsecke wirklich geliebt haben damals.

Die selben Architekten entwickelten ab 2012 ein städtebauliches Konzept für den Fall einer tatsächlichen Schliessung. Diese Planung war ohne Frage attraktiv. Zeitgemässe Begriffe wie „Zukunftstechnologie“, „Ökotechnik“ oder „Elektromobilität“ wurden gerne und reichlich verwendet und planerisch verarbeitet.

Ich gehe aber davon aus, dass der im Herbst 2017 terminierte „Volksentscheid gegen die Schliessung“ diese Planung vollständig aushebeln wird und der Flughafen in Betrieb bleibt.

Mir persönlich würde am besten gefallen, wenn dann die ursprüngliche Idee der Module wieder aufgegriffen würde. Die sechseckige Wabe war seinerzeit sehr weitsichtig als erweiterungsfähiges Modul für eine zweite Wabe konzipiert worden.

Noch ein Nachschlag zur Diskussion Tegel vs BER:

Die Schliessung von Tegel wird u. a. auch damit begründet, dass ca. 240.000 Menschen durch den Fluglärm betroffen sind.

Dabei wird aber gerne unterschlagen, dass am BER nach der Änderung der Flugrouten ebenfalls über 1000.000 Menschen vom Fluglärm betroffen sein werden. Und dies zum Teil mit einer doppelten Taktung gegenüber einem Flughafen mit einer Landebahn und einem eingeschränkten Nachflugverbot von nur 5 h.

In der Konsequenz wäre eine dritte Landebahn - nämlich die in Tegel - bei einer Auslastung beider Flughäfen unterhalb des rechnerischen Maximums und bei für die Anwohner besseren Nachtflugbedingungen sinnvoll.

Hier folgen noch ein paar aktuelle Recherchen für Interessierte (Quelle):

Für die Bewertung von Flughafenkapazitäten können etwa folgende Parameter angenommen werden.

Pro Landebahn und Jahr:  ca. 180.000 Flugbewegungen / entspr. ca. 22 Mio Passagiere bei eine Nachflugverbot von 22.00 bis 06:00 Uhr. Ca. 230.000 Flugbewegungen / entspr. ca. 28 Mio Passagiere sind ohne Nachflugverbot möglich.

Der BER hat 2 vollständig unabhängig betreibbarer Landebahnen (> 1.500 m Abstand) und eine Zulassung für 360.000 Flugbewegungen / Jahr bei einem Nachtflugverbot von 24:00 bis 05:00 Uhr

Tegel hat 1 Landebahn und  für 185.500 Flugbewegungen / Jahr (21,3 Mio Passagiere) bei einem Nachtflugverbot von 22:00 bis 06:00 Uhr (Stand: 2016)

München hat 2 vollständig unabhängig betreibbarer Landebahnen und ca 394.000 Flugbewegungen / Jahr (42,3 Mio Passagiere) bei einem eingeschränkten Nachtflugverbot (Stand: 2016).